© Praxis für Logopädie Anja Herrler-Winter 2011
Diagnostik und Therapie
Eine zeitnahe logopädische Behandlung ist nach einer Erkrankung am effektivsten und
bietet die meisten Entwicklungschancen. Sie ist aufgrund der notwendigen individuellen
Förderung und des differenzierten Erscheinungsbildes bei jedem Patienten meist eine
Einzeltherapie.
Dauer und Behandlungsfrequenz
Die Dauer der Behandlung ist je nach Störungsbild und spezifischer Ausprägung unterschiedlich. Eine Behandlungseinheit
beträgt meist 45 Minuten (auch 30 und 60 Minuten sind möglich) und findet 1-3x pro Woche statt.
Die Angehörigenberatung ist uns besonders bei neurologischen Erkrankungen sehr wichtig und kann die Lebensqualität
entscheidend verbessern, indem Kommunikationsstrategien erarbeitet, Verständigungsmöglichkeiten geschaffen und durch
Information ein Verständnis für die Krankheitssituation vermittelt werden können. Hier ist auch eine interdisziplinäre
Zusammenarbeit mit Ergotherapeuten, Krankengymnasten, Neuropsychologen, Pflegenden, etc. sinnvoll, um den
bestmöglichen und ganzheitlichen Behandlungserfolg zu gewährleisten.
Erscheinungsbilder
Neurologischen Erkrankungen
Durch einen Schlaganfall, ein Schädel-Hirn-Trauma, Hirntumoren,
Morbus Parkinson u.ä. können neurogene Sprach-, Sprech-, oder
Schluckstörungen entstehen.
Aphasien
Bei dieser zentralen Sprachstörung ergeben sich je nach
Lokalisation und Ausmaß der verletzten Hirnstruktur
unterschiedliche sprachliche Leistungsausfälle. Sprechen,
Verstehen, Lesen und Schreiben können in unterschiedlichem
Maße betroffen sein. Es kann dabei zu lautlichen Veränderungen
von Wörtern kommen, Wörter werden nicht ihrer Bedeutung
entsprechend verwendet und/oder nicht entsprechend der
geltenden grammatikalischen Regeln kombiniert. Auch das
Sprachverständnis kann beeinträchtigt sein.
Dyslexien oder Dysgraphien
Diese beschreiben zentralbedingte, isolierte Lese- oder Schreibstörungen.
Dysarthrien, Dysarthrophonien
Bei dieser zentralen Sprechstörung ist die Ausführung von Sprechbewegungen im Hinblick auf Atmung, Stimme und
Artikulation beeinträchtigt. So kann das Sprechen undeutlich klingen, das Sprechtempo reduziert oder erhöht, die Betonung
und Stimme verändert oder die Sprechatmung eingeschränkt sein. Das Verstehen, Schreiben und Lesen sind hier nicht
gestört.
Sprechapraxien
Bei dieser zentralen Sprechstörung ist die Planung der Sprechmotorik beeinträchtigt, was sich in auffällig artikulatorischem
Suchverhalten äußert.
Dysphagien
Bei dieser zentralen Schluckstörung ist die Aufnahme, die Zerkleinerung und der
Transport von Speichel, Flüssigkeiten und/oder Nahrung beeinträchtigt. Die Patienten
verschlucken sich und können nicht mehr gefahrlos essen und trinken. Es drohen
Mangelernährung, Unterernährung und/oder Austrocknung. Im schlimmsten Falle
gelangen aufgenommene Speisen oder Flüssigkeitent in Luftröhre und Lunge, was
sich durch Husten und Erstickungsanfälle oder bei reduziertem Hustenreflex durch
Lungenentzündung zeigt. Diese Erkrankung muss behandelt werden, da sie
lebensbedrohlich werden kann.
Faciale Paresen ("Gesichtslähmung")
Die Gesichtsmuskulatur (meist halbseitig) ist in Kraft, Beweglichkeit und/oder
Koordination eingeschränkt, was zu Störungen der Mimik, des Sprechens und der
Nahrungsaufnahme führen kann.
Stimmstörungen
Unter Dysphonien werden alle Arten von Stimmstörungen zusammengefasst. Als
Hauptsymptome gelten dabei ein gestörter Stimmklang, vor allem Heiserkeit, und eine
eingeschränkte Leistungsfähigkeit der Stimme. Diese können durch einen fehlerhaften
Stimmgebrauch oder organische Ursachen (z.B. Stimmlippenkötchen oder
Operationsfolgen wie die sog. "Recurrensparese") bedingt sein.
Laryngektomien
Durch eine Entfernung oder Teilentfernung des Kehlkopfes müssen Ersatzstimmfunktionen erlernt oder elektronische
Sprechhilfen angepasst werden.
Redeflussstörungen
Beim Stottern werden Laute, Silben oder Wort- bzw. Satzteile unfreiwillig wiederholt oder Laute gedehnt, so dass es zum Teil
zu Blockaden kommt. Stotternde zeigen oft ein ausgeprägtes Störungsbewußtsein und Sprechangst.
Beim Poltern spricht der Betroffene sehr schnell und oft undeutlich bzw. verwaschen. Durch Defizte in der Wahrnehmung
leiden Polternde selten unter Störungsbewußtsein.